20. Dezember

Am nächsten Abend liegen Jacob und Luce zusammengekuschelt auf der Couch vorm Kamin. Der geschmückte Weihnachtsbaum leuchtet, während im Hintergrund leise Weihnachtsmusik läuft. Sie trinken Kakao, essen Kekse und genießen die gemeinsame Zeit.
„Erzähl mir aus deiner Kindheit.“, bittet Luce ihren Freund.
„Was möchtest du denn wissen?“, fragt Jacob sanft, wobei er eine ihrer blonden Haarsträhnen um seinen Finger wickelt.
„Ich weiß nicht. Einfach irgendwas. Von einem besonderen Tag oder so.“, sie schaut ihn flehentlich an.
Er erzählt nie viel von seiner Kindheit, obwohl sie gerne alles über ihn wüsste.
„Mmh, na gut.“, stimmt er zögerlich zu, bevor er zu erzählen beginnt. „Es gab da einen Tag im Sommer. Ich war noch ein Junge, ungefähr 12 Jahre alt. Zusammen mit meinen Brüdern habe ich früh morgens das Haus verlassen. Wir haben uns Proviant eingesteckt, womit wir aus der Stadt gelaufen sind. Wir drückten uns alle vor unseren Pflichten und flohen stattdessen in den Wald vor der Stadt.
Wie du weißt, waren wir oft dort unterwegs. Wie sonst auch, haben wir geübt, mit Pfeil und Bogen zu schießen, sind auf Bäume geklettert und haben schließlich angefangen, eine kleine Hütte zu bauen. Wir haben viele möglichst gerade Äste zusammen gesucht. Die haben wir mit Garn, dass wir von Zuhause mitgenommen hatten, zusammengebunden. Die Holzwände haben wir dann mit Lehm, Erde und Blättern abgedichtet, so dass im Laufe des Tages tatsächlich eine schlichte Hütte entstand, die sogar Regen abhalten konnte.
Wir hatten viel Spaß dabei und waren stolz auf unser Werk. Dennoch wollte keiner von uns darin übernachten. Also suchten wir unsere Sachen zusammen, als es anfing, dunkel zu werden. Wir wollten nach Hause laufen und uns in die weichen Betten kuscheln, die auf uns warteten. Dazu kam es jedoch nicht.
Gerade als wir loslaufen wollten, zog urplötzlich ein Sturm auf. Es fing an zu schütten und der Wind pfiff uns um die Ohren. Sofort suchten wir Schutz in unserer selbstgebauten Hütte. Wir waren scheinbar echt talentierte Baumeister, denn drinnen war es deutlich wärmer und wir vor dem Wetter geschützt. Dort harrten wir also aus und warteten ab, bis der Sturm nachließ. Wegen des Windes wollten wir nicht durch den Wald nach Hause laufen, denn es war nicht unwahrscheinlich, dass Äste herabfielen oder ganze Bäume entwurzelt wurden.
Draußen wurde es mit der Zeit immer dunkler und die Nacht brach herein, aber das Unwetter nahm kein Ende. Also kuschelten wir fünf Brüder uns eng zusammen, um nun doch die Nacht in der Hütte zu verbringen.“
Jacob hat ein Lächeln auf dem Gesicht, als er von dem Tag erzählt. Trotz des ungemütlichen Ausganges erinnert er sich offensichtlich gerne an die Zeit mit seinen Brüdern im Wald.
„Habt ihr noch Ärger von eurem Vater bekommen?“, fragt Luce neugierig.
Daraufhin fängt Jacob an zu grinsen, während er ihr den Blick zuwendet.
„Wir haben später erfahren, dass der Sturm kein normales Wetterphänomen war. Unser Vater hat einen seiner Magier beauftragt, ihn heraufzubeschwören, um uns im Wald gefangen zu halten und so zu bestrafen. Aber wirklich viel hat er damit nicht erreicht. Wenige Tage später sind wir wieder abgehauen.“
Man merkt, dass Jacob die Zeit genossen hat. Luce konnte es ihm gut nachempfinden. Auch sie hat in ihrer Kindheit die Zeit mit Sam im Wald geliebt…

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